Achering
St. Peter & Paul

J. Pfaffenbichler - 1785 - I+P/7

Pfaffenbichler Barock-Orgel Restaurierung

J. Pfaffenbichler - 1785 - I+P/7

Restaurierung 2024

Disposition

I. Manual C/D/E-c3
Copel 8'
Principal 4'
Flauto 4'
Supoctav 2'
Quint 1 1/3'
Octav 1'
Pedal C/D/E-a0
Subbass C-c0 16'
Koppeln
Fest angehängte Pedalkoppel
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Kurze Orgelgeschichte

Die historische Barockorgel wurde ursprünglich vom Mesner, Lehrer und Orgelmacher Johann Pfaffenbichler (1717-1803) im Jahre 1785 im Raum Rosenheim erbaut. Es handelt sich dabei um die letzte erhaltene Orgel dieses Orgelbauers, ein also besonderes Schmuckstück. Im Laufe der Zeit folgten einige Umbauten an der Orgel, welche sich durch folgende Inschriften belegen lassen:
1785: fecit Johann Pfaffenbichler messner und orgl: in getting a: d 1785
1872: Diese Orgel wurde reparirt unter der Leitung des Herrn Jakob Müller Orgelbauer in Rosenheim und seines Gehilfen Joh: Nep: Heißler.-Pirngruber, Lehrer in Götting. MDCCCLXXII.
1885: Reparirt von J. Müller 1885
1924: Orgel gereinigt und Prospekt eingesetzt von Schuster u. Eisenschmid, Orgelbauanstalt München
1947: Repariert 1947
1951: Gereinigt und repariert am 17-22 September 1951 durch Fritz Mertel Orgelbaumeister Salzburg
2024: Restaurierung durch Orgelbau Schreier

Die Orgelstücke der Messe zum Nachhören
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Klang & Intonation

Bei der Besichtigung im Jahre 2021 war keine Windversorgung oder Balganlage mehr eingebaut. So konnte kein Ton der Orgel entlockt werden. Klangcharakter an. Im Laufe der Zeit wurden die Pfeifen u.a. etwas am Kern nachgestochen und die Aufschnitte der Holzpfeifen etwas erhöht. Unser Ziel war es, wieder einen möglichst barocken Klang herzustellen, soweit es die teilweise sehr mitgenommenen Pfeifen zuließen. Die Disposition wurde so beibehalten und entsprechend klanglich nachintoniert. Im Pedal wurde ein neuer Subbass 16' angefertigt, da die alten Pedalpfeifen nicht mehr zu retten waren.
Nach der klanglichen Überarbeitung eröffnet sich uns nun ein nettes kleines Orgelwerk mit schönen Stimmen. Die beiden 8‘ und 4‘ sorgen in dem kleinen Kirchenraum für die nötige Fülle in der Äquallage. Das Zusammenspiel mit dem Principal 4‘ mit seinen neuen Prospektpfeifen funktioniert erstaunlich gut. Der typische, vollklingende Orgelklang wird mit den Registern 8‘+4‘+4‘+2‘ erzeugt Dieser füllt den Raum musikalisch gut aus und wirkt dabei nicht aufdringlich. Die Klangspitzen werden durch die beiden Register Quint 1 1/3‘ und Octav 1‘ erreicht. Die Disposition lässt aber auch leisere Klänge oder auch ein Triospiel mit z.B. Copel 8‘ und Quint 1 1/3‘ zu. Als historische Temperierung wurde „Kirnberger III“ gewählt.

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Pfeifenwerk

Das Pfeifenwerk war in einem desolaten Zustand und musste aufwändig und geduldig restauriert werden. Zuerst wurden die Pfeifen detailliert vermessen und fototechnisch dokumentiert. Anhand der eingeritzten Signaturen konnten auch einige Pfeifen an ihren richtigen Ort gebracht werden. Die Pfeifenkörper wurden rundiert, nachgelötet und teilweise angelängt. Die vom Holzwurm befallenen Holzpfeifen wurden mit Wurmmittel behandelt und die Löcher mit einer Bienenwachs-Leinöl-Paste ausgestrichen. Kaputtes Material wurde ergänzt. Einige Pfeifen mussten komplett neu angefertigt werden. Für eine bessere Stabilität auf dem Stock wurden zusätzliche Raster eingebaut. Die Stimmvorrichtungen wurden wieder gerichtet, die Stimmspunde neu beledert und eingepasst.

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Windlade - Historische Schleiflade

Die Stöcke wurden demontiert, ausgeblasen und die Wurmlöcher ausgestrichen. Die Windlade wurde mit Wasserdampf auseinandergebaut und der Kanzellenkopus freigelegt. Die Risse in der Windlade wurden ausgespant und überzählige, alte Pfeifenlöcher verschlossen. Anschließend wurde die Orgel mit Warmleim ausgegossen und der Korpus plan gehobelt. Die Dämme wurden teilweise erneuert und die Schleifen mit Lederbahnen abgedichtet. Die Ventile wurden restauriert, doppelt beledert und angeschwänzt. Der Windkasten wurde papiert und mit historischen Lederpulpeten ausgestattet.
Die Pedalwindlade und -stöcke wurden mit Holzwurmmittel behandelt und die Wurmlöcher mit Bienenwachs-Leinöl-Paste ausgestrichen. Die Pulpeten wurden erneuert und die Ventile neu beledert. Der Windkasten wurde papiert. Das Sperrventil wurde restauriert.

Aufteilung der Register (v. vorne n. hinten): Principal 4', Octav 1', Quint 1 1/3', Supoctav 2', Flauto 4', Copel 8'

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Tonmechanik

Die verwurmte und defekte Tonmechanik wurde umfassend überarbeitet. Es mussten neue Döckchen, Wellen und Ärmchen hergestellt werden. Die Achsen wurden traditionell ausgebrannt. Die Abstrakten wurden repariert, die Drähte poliert oder erneuert. Der Winkelbalken überarbeitet und mit neuen Winkeln ausgestattet. Die Mechanik anschließend geduldig einreguliert und die Drähte sauber eingebogen.

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Registereinschaltung

Die Registerzüge wurden saubergemacht, geölt und poliert. Das Zuggestänge musste überarbeitet, die Eisenschwerter vom Rost befreit und wieder sauber ausgerichtet werden. Die Wellenbäume wurden neu geachst und mit Edelstahlstiften ausgestattet. Die Zugmechanik für das Pedal-Sperrventil wurde repariert und neu eingestellt. Die Verbindungen zwischen Zugmechanik und Umlenkungswelle erfolgt über historische Holzdübel.

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Spielbereich

Die Manual- und Pedalklaviatur wurden nach vorhandenem Vorbild erneuert. Die alten Orgelteile waren nicht mehr nachhaltig restaurierbar. Die Manualklaviatur wurde mit Untertasten aus Gebein und Obertasten aus Ebenholz gefertigt. Die Klaviaturbacken und der Spielbereich wurden aus Kirsche angefertigt und mit Schellack poliert. Die schön geformte Pedalklaviatur mit Schwalbenschwanzzinkungen aus Eiche hergestellt. Ein neues Notenpult wurde aus Kirschbaum hergestellt.

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Windanlage

Da keine Balganlage mehr vorhanden war, sah unser Restaurierungskonzept die Rekonstruktion einer barocken Balganlage vor. Dazu wurde ein Mehrfaltenkeilbalg hergestellt, welcher nun neben der Orgel Platz findet und sowohl über ein Gebläsemotor als auch traditionell per Fußtritt befüllt werden kann. Dazu wurden ein Schöpfbalg und neue Holzkanäle zur Orgel eingebaut. Die historischen Kanäle konnten ebenfalls wieder verwendet werden.

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Gehäuse

Das Obergehäuse war bei unserer Besichtigung in der Decke eingemauert und musste beim Abbau freigelegt werden. Die Orgel war bei ihrem Einbau in Achering stark eingekürzt worden. Dies konnte an Rückständen am Gehäuse belegt werden. Das Gehäuse wurde geradegerichtet, teilweise Holz ergänzt und die Statik der Windladenträger wieder instandgesetzt. Die letzte Fassung des Instruments wurde vom Kirchenmaler überarbeitet und verschönert.
Für den Wiederaufbau der Orgel kam eine ganze Schar von Acheringern und unterstützte uns beim Hinaufziehen der schweren Orgelteile. Danach stärkte man sich mit einer guten Brotzeit.
Die Restaurierung der Orgel wurde vom Nov. 2023 bis Okt. 2024 durchgeführt und die fertige Barockorgel feierlich am 20.10.24 im Rahmen einer feierlichen Messe gesegnet.

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