Gerade bei uns im süd-deutschen Raum sind diese romantischen Instrumente zum Glück noch recht verbreitet und vergleichsweise gut erhalten. Zahlreiche Firmen wie Weigle, Link, Steinmeyer, März, Hindelang, Koulen, Siemann wechselten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf das neue und innovative System, welches die bis dahin gebaute Schleifwindlade ablöste und damit nun auch den klanglichen Fortschritt unterstützte.
Die neuen Anforderungen der romantischen Literatur sah vor allem den mischfähigen Einsatz der Register vor. Die Orgel als sinfonisches Instrument erforderte Gravität und Klangfülle, vor allem im 16' und 8'-Bereich. Die Tonkanzellen der Schleifladen und deren Bälge kamen durch die nun nötige Windmenge schnell an ihre Grenzen und die Erfindung der Kegellade bzw. der Registerkanzelle erbrachte den erhofften technischen Durchbruch in Deutschland. Während der Hoch- und Spätromantik kamen weitere pneumatische Systeme wie Membranen- und Taschenladen hinzu.
Der Vorteil der Pneumatik war vor allem die Möglichkeit zahlreiche Register einfach zu kombinieren und freie oder feste Kombinationen einzurichten. Auch die erforderte Dynamisierung des Klanges konnte nun mit Hilfe von Register-Crescendowalzen sensibel eingestellt werden. Nach der Jahrhundertwende wurden auch vermehrt elektro-pneumatische Instrumente hergestellt.
Statt der mechanischen Betätigung der einzelnen Tonventile und Registereinschaltungen erfolgt bei der Pneumatik die Ansteuerung der Pfeifen über windbetriebene Rohre. Ein grundlegender Unterschied ist dabei die Herstellung von Registerkanzellen.
Kraft = Druck x Fläche. Nach diesem physikalischen Prinzip können die kleinen Tonkegel über winddurchströmte Bleirohre mittels Ledertäschchen angehoben werden und ermöglichen so die Ansteuerung der Pfeifen. Leder ist dabei eines der wichtigsten Materialien der Pneumatik. Die dünnen und winddichten organischen Teile werden für kleine Ventile, Membranen oder Koppelapparate genutzt. Je nach Zu- oder Abstromsystem arbeiten diese feinen Ledermembranen mit dem Winddruck.
Das gesamte pneumatische System muss sehr dicht und das Leder geschmeidig sein, damit die Relais und Apparate schnell und zuverlässig arbeiten. Oftmals werden die pneumatischen Instrumente als langsam, unzuverlässig und altmodisch eingestuft. Mit dem richtigen Umgang und der nötigen Geduld können aber auch diese Systeme präzise und zuverlässig eingestellt werden und tragen so zu einer gefühlvollen und einzigartigen Klanggestaltung bei.